Entwurf Gewerbeentwicklungsprogramm

Neue Gewerbegebiete in Bremen geplant

Der aktuelle Entwurf des Gewerbeentwicklungsprogramms GEP 2030 setzt weiter auf einen wachsenden Flächenverbrauch und auf neue Gewerbegebiete auf der "grünen Wiese" oder in Kleingartengebieten - deutlich über die Grenzen des erst 2015 beschlossenen Flächennutzungsplans hinaus. Das zeigt der dem Bündnis vorliegende konkrete Plan: Danach sollen unter anderem neue Gewerbegebiete im Blockland (Nord-West-Zentrum), in die Ochtumniederung südlich des Flughafens (Airport-Stadt-Süd), im Bereich der Horner Spange/Munte und in Kleingartengebieten etwa durch die Erweiterung des Gewerbegebietes Bayernstraße entstehen (siehe Abbildung oben). Die im Bündnis zusammengeschlossenen Verbände und Institutionen sprechen sich klar auch gegen die vorgesehene Ausdehnung der Gewerbeentwicklung aus. "Das Ausufern von Gewerbeflächen in die freie unbebaute Landschaft und in Kleingartengebiete lehnen wir mit allem Nachdruck ab", betont Ulf Jacob, Sprecher des Bündnis lebenswerte Stadt.

 

Grünräume, Stadtnatur und Kleingartengebieten sind unverzichtbar für die Lebens- und Umweltqualität in der Stadt. Die jüngste Hochwasserkatastrophe hat noch einmal eindrücklich gezeigt, dass unverbaute Landschaften und Naturflächen von zentraler Bedeutung für die Milderung der Klimafolgen wie Starkregenereignisse und Überflutungen sind. Unverbauter Boden ist zudem der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher der Erde und von zentraler Bedeutung für den Klimaschutz. Wir müssen angesichts der fortschreitenden Klimakrise den expansiven Flächenverbrauch beenden und bis 2030 auf „netto null“ senken. Das Gewerbeentwicklungsprogramm GEP 2030 muss konkrete Strategien für eine Flächen-Kreislaufwirtschaft entwickeln - auch und gerade in Zusammenarbeit mit dem Umland. Der gültige Flächennutzungsplan umfasst derzeit eine große, noch unbebaute Flächenreserve für Gewerbe, insbesondere in den Baustufen 3 bis 5 des Gewerbeparks Hansalinie sowie des Industrieparks West, so dass genügend Spielraum besteht, um bis 2030 zu einer Flächenkreislaufwirtschaft überzugehen.

 

Karte neue Gewerbegebiete /Entwurf GEP 2030

Karte Standorte GEP Entwurf 2021.jpg
JPG Bild 898.6 KB

Zukunftsweisende Gewerbeentwicklung in Bremen ?

Entwicklungsstrategie ist ein „zahnloser Tiger“

©wfb
©wfb

Mit der aktuell vorgelegten Entwicklungsstrategie „Zukunftsweisende Wirtschaftsstandorte" wollen die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa und die Wirtschaftsförderung Bremen die Themen Klimaschutz, Klimaanpassung und Biodiversität bei der Entwicklung von Gewerbestandorten stärker berücksichtigen. „Diese Zielstellung ist überfällig, aber angesichts von Klimakrise und Artensterben im Jahr 2021 viel zu kurz gesprungen“, kommentiert Ulf Jacob, Sprecher des Bündnisses lebenswerte Stadt. Insbesondere fehlen konkrete Ziele und Maßnahmen zum Beenden des Flächenneuverbrauchs und zum Recycling von Flächen. Stattdessen setzt das Wirtschaftsressort weiter auf einen wachsenden Flächenfraß.

 

„Ein sparsamer Umgang mit der begrenzten Fläche wie auch die Sicherung von Natur- und Freiräumen müssen in Zeiten des Klimawandels und des dramatischen Artensterbens absolute Priorität haben,“ betont Ulf Jacob. Damit die genannten Ziele wie „mehr Klimaschutz und Biodiversität und weniger Flächenverbrauch“ tatsächlich erreicht werden, bedarf es messbarer, spezifischer Ziele und Zeitvorgaben sowie konkreter, wirkmächtiger Maßnahmen zur Zielerreichung, die in der Strategie weitgehend fehlen. Die geplante ökologischere Gestaltung von Grün- und Freiflächen bei der Neuentwicklung von Gewerbegebieten und die Aussagen zur Dachbegrünung sind zu begrüßen, allerdings sind diese nicht verbindlich und nicht ausreichend konkret. Unverbindliche allgemeine Absichtserklärungen helfen nicht weiter. Das Bündnis fordert statt dessen, die Ausnahmen des Begrünungsortsgesetzes für Gewerbegebäude zu streichen und die Regeln (Verpflichtung zu Begrünung) auch auf Gewerbeimmobilien anzuwenden. Die verfügbaren Freiflächen für eine industrielle und gewerbliche Ansiedlung sind im Stadtstaat Bremen begrenzt und endlich. Die Entwicklungsstrategie „Zukunftsweisende Wirtschaftsstandorte" muss dafür konkrete Strategien ohne weiteren Flächenverbrauch entwickeln und verbindliche Meilensteine festlegen. Dringend erforderlich ist ein grundlegender Wandel der bremischen Flächenpolitik hin zu einer echten Flächen-Kreislaufwirtschaft.

 

Allianz gegen Flächenfraß

Gewerbeentwicklung auf weniger Fläche

Derzeit wird ein neues Gewerbeentwicklungsprogramm in Bremen aufgestellt. Nach den Vorstellungen des federführenden Wirtschaftsressorts werden dabei auch weitere neue Gewerbeflächen diskutiert - zum Beispiel im Blockland, in der Ochtumniederung südlich des Flughafens, im Naturschutzgebiet Neustädter Hochwasserpolder und auch in Kleingartengebieten etwa durch die Erweiterung des Gewerbegebietes Bayernstraße. Eine breite Allianz von Fachverbänden, der sich u.a. auch der Landesverband der Gartenfreunde Bremen e.V., Architects for Future Bremen e.V. und der Unternehmensverband Garten -, Landschafts- und Sportplatzbau angeschlossen haben, lehnt die Entwicklung neuer Gewerbegebiete „auf der grünen Wiese“ kategorisch ab. Der ständig steigende Landschaftsverbrauch zerstört fruchtbare Böden und schädigt Natur und Umwelt massiv. „Ein sparsamer Umgang mit der begrenzten Fläche wie auch die Sicherung von Natur- und Freiräumen müssen in Zeiten des Klimawandels und des dramatischen Artensterbens absolute Priorität haben,“ betont Ulf Jacob, Sprecher des Bündnisses lebenswerte Stadt.

 

Das Bündnis fordert, den bisherigen expansiven Flächenverbrauch zu beenden und bis spätestens 2030 auf „netto null“ zu senken. Das Gewerbeentwicklungsprogramm (GEP 2030) muss deshalb Strategien für die Sicherung des Wirtschaftsstandorts Bremen ohne weiteren Flächenverbrauch entwickeln und dafür verbindliche Meilensteine festlegen. Dringend erforderlich ist ein grundlegender Wandel der bremischen Flächenpolitik hin zu einer echten Flächen-Kreislaufwirtschaft. Dazu gehört auch eine Reform der Aufgaben und der Finanzierungslogik der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB). Das bisherige Kerngeschäft der WFB, Gewerbegebiete mit hohen Kosten zu entwickeln und dann unter Wert zu verkaufen, ist nicht zukunftsfähig und muss den Zielen einer hohen Flächeneffizienz angepasst werden. Die Finanzierung bzw. der Erfolg der WFB darf nicht länger von der Menge der verkauften Gewerbeflächen abhängen.

 

In Bremen beträgt der jährliche Flächenverbrauch derzeit rund 35 Hektar (das entspricht der Größe von 50 Fußballfeldern). Allein in den letzten 20 Jahren sind in Bremen über 2125 Hektar Freifläche durch Gewerbe- und Industrieanlagen verloren gegangen. Das entspricht der Größe von 2976 Fußballfeldern. Aktuell sind bereits rund 60% der Fläche Bremens Verkehrs- und Siedlungsflächen. Mit 348 m2 pro Einwohner weist Bremen im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten den höchsten Anteil an bebauter Siedlungs- und Verkehrsfläche pro Kopf auf.

 

Unverbauter Boden ist neben den Ozeanen der größte Kohlenstoffspeicher der Erde und daher von zentraler Bedeutung für den Klimaschutz. Die Sicherung von Grünräumen, Stadtnatur und Kleingartengebieten sind für die Lebens- und Umweltqualität in der Stadt unverzichtbar. Sie sorgen für frische Luft, bieten Abkühlung bei sommerlicher Hitze und speichern wertvolles Regenwasser in der Stadt. Für Tiere und Pflanzen sind sie Lebensräume und tragen zum Erhalt urbaner Artenvielfalt bei. Gerade in der Corona-Pandemie wird deutlich, wie wichtig soziale Funktionen von Grün- und Freiflächen sind. Als wohnortnahe Aufenthaltsräume wirken sie positiv auf das Wohlbefinden und die Gesundheit und dienen der derzeit besonders wichtigen Erholung, Bewegung und Umwelterfahrung.

 

„Wird die Flächenneuinanspruchnahme nicht gestoppt, beraubt sich die Menschheit ihrer Lebensgrundlage.“ Statusbericht Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft 2020

 

Unsere Forderungen

Unser Positionspapier

Flächenverbrauch stoppen - Positionspapier Bündnis
Flächenverbrauch stoppen Position Bündni
Adobe Acrobat Dokument 348.9 KB

Das Bündnis für eine lebenswerte Stadt

      mit Unterstützung von